A.
vertiefende Wiederholung der Erdkunde
von Deutschlands)
Überblick.
X* Lage, Grenze und Gröszenverhältnisse.
Das Deutsche Reich breitet sich zwischen den Alpen im S. und den
Küsten der Nordsee und der Ostsee im N. aus. Es wird in der Mitte
^Berührung zwischen Tiefland und Mittelgebirge) vom 51. n. Breiten-
kreise und in der Linie Stargard-Görlitz vom 15. ö. Meridian durch-
schnitten. Nenne die Grenzen (Staaten und Meere) im N., 0., S., W.!
Die Meere bilden im N., die Gebirge im 8. natürliche Grenzen,
während der 0. und größtenteils auch der W. offene Grenzen auf-
weisen, die mehr als jene durch Reihen starker Festungen geschützt werden
mußten. Bestimme die Lage von unserm Heimatsorte und unserm Heimat-
lande innerhalb von Deutschland!
Der Bodenfläche nach ist das Deutsche Reich der 3., der Bevölkerungs-
zahl nach der 2. Staat Europas. — Wiederhole Größe und Bevölkerungs-
zahl von Teutschland und vergleiche beide mit den bekanntesten Reichen auf
der Erde, vergleiche Größe und Bevölkerungszahl unsers Heimatlandes mit
Deutschland!
2. Bodengestaltung und Gewässer.
1. Der Bodengestaltung nach erscheint Deutschland i. a. als nörd-
liche Abdachung der Alpen. Trotz ihrer Einheitlichkeit im allgemeinen zeigt
die Höhengliederung doch eine außerordentliche Mannigfaltigkeit im besonderen.
In den zahlreichen natürlichen Einzellandschaften sind alle Bodenformen vom
Hochgebirge bis zum Tieflande vertreten. Im N. des Reichsgebiets waltet
das Tiefland vor, während der 8. vorherrschend Gebirgs- und Hochland
aufweist.
Die Mannigfaltigkeit des deutschen Bodenaufbaus begünstigte die
Sonderentwickelung der deutschen Einzelstämme und die Bildung zahlreicher
deutscher Staaten. Die vielen Kleinstaaten gehören hauptsächlich dem Gebiet
der Mittelgebirge an. Das Gegenstück dazu bilden der große Preußische Staat,
der sich vorwiegend in dem Deutschen Tieflande entwickelt hat, und Bayern,
das sich vorwiegend im Gebiete des deutschen Alpenvorlandes ausbreitet.
*) Um nicht fortwährend auf die Benutzung von Heft I zurückgreifen
zu müssen, ist hier bei der vertiefenden Wiederholung von Deutschland im
9. Schuljahre der unentbehrliche Gedächtnisstoff von dort mit herübergenommen
avorden.
Schöne, Schalerdkunde Ii. 1
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Nordsee Ostsee Deutschland Europas Teutschland Deutschland Deutschland Bayern Deutschland
B.
Die erdkundlichen Grundlagen des Wirtschafts-
lebens Deutschlands, sein Verkehr mit andern
Ländern.
I. Deutschlands Kulturstellung und Beziehungen zur Fremde.
j(. Zveltstellung.
Das Deutsche Reich hat in Europa eine bedeutsame zentrale Lage.
Wie kein anderes Land erscheint es infolgedessen dazu berufen, eine ver-
mittelnde, ausgleichende Stellung einzunehmen und als Land der Mitte, als
,,Herz Europas", einen belebenden Einfluß auf alle übrigen Länder des
Erdteils auszuüben.
Jede größere Bewegung in Europa zog auch das deutsche Land in
Mitleidenschaft. Im Altertum freilich lag Deutschland fern von den Brenn-
punkten des damaligen Kulturlebens. Als sich aber im Laufe der Jahr-
hunderte u. Chr. Europa immer mehr als Hauptträger der christlichen
Gesittung entwickelte, wurde Deutschland der Mittelpunkt europäischer Kultur-
entfaltung, besonders zu den Zeiten der Ottonen, Salier und Hohenstaufen.
Die römifch-deutschen Kaiser waren die weltlichen Herrn der ganzen Christen-
heit auf Erden. — Zu Zeiten nationaler Ohnmacht war Deutschland
Angriffsziel der umwohnenden Völker, die auf Kosten des Reichs ihr Staaten-
gebiet vergrößerten. Auch wurden alle großen europäischen Kriege, wie z. B.
der 30jährige, der 7 jährige, der Freiheitskrieg 1813 bis 1815, auf deutschem
Boden ausgefochten.
Die Lage in der Mitte des Erdteils und die leichten Verkehrsverhältnisse
brachten das deutsche Volk früh in ungezwungene Verbindung mit der Fremde,
wodurch Handel und Verkehr gefördert, Gewerbe, Kunstfleiß und Wissenschaft
belebt wurde». Leider ist dabei Deutschland nicht von jener „Ausländerei"
verschont geblieben, die sich in der Nachahmung fremder Sitten und Gebräuche
und der Verunstaltung der deutschen Sprache durch Fremdwörter zeigte. Zu
Zeiten vaterländischer Größe wurde sie indessen durch das gesunde Volks-
bewußtsein zurückgedrängt. — Deutschland hat aber nicht nur von der Fremde
Anregungen erhalten, sondern ist in dieser Hinsicht auch stets ein reicher
Geber gewesen. Deutsche Erfindungen haben viel zur Entwicklung der
Wissenschaft beigetragen, deutsche Dichter und Denker, Künstler und Forscher
das Geistesleben der Länder Europas zu verschiedenen Zeiten belebt.
Mit der Wiedererrichtung des Deutschen Reichs 1871 hat Deutschland
die Machtstellung in Europa erlangt, wie es ihm nach seiner Lage und
seiner Macht in Europa gebührt. Sein starker Arm reicht über die
Meere, um in jedem Winkel der Erde die deutschen Interessen zu schützen «
und zu fördern.
J
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschlands Europa Europa Altertum Deutschland Europa Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Europas Deutschland Europa Europa
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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48 Osteuropa.
Bevölkerung in den Ostseeländern, die Rumänen und Griechen an den
Küstenländern des Schwarzen Meeres und Juden, die zahlreich im Reiche
zerstreut wohnen und Handel treiben.
Die Deutschen (2 Mill.) im russischen Reiche sind hauptsächlich auf
drei Gebiete verteilt, a) In den baltischen Provinzen sind es Nach-
kommen jener Deutschen, die zur Zeit der Ritterherrschaft und der Hansa das
Land kolonisierten; zum Teil stammen die Siedelungen aus späterer Zeit.
Die berühmteste aller städtischen Kolonien ist die in St. P et ersburg, die der
eigentliche Mittelpunkt des ganzen deutschen Lebens in Rußland ist. Bei
Petersburg Schwabensiedelungen aus der Zeit Katharinas Ii.
b) Das zweite Gebiet der deutschen Kolonisten sind die Wolgakolonien
in der Nähe der Städte Ssamara, Ssaratow und Sarepta. Diese
Niederlassung ist von Herrnhutern gegründet und erfreut sich ganz besonderer
Blüte, c) Endlich sind die Ansiedlungen in Südrüßland, im Gebiet
der pontischen Steppe, zu erwähnen, wo namentlich deutsche Mennoniten viel
zur Kulturentwickelung jener Gegend beigetragen haben. — Die Deutschen in
Rußland haben größtenteils ihr deutsches Wesen treu bewahrt. Rußland
war das Ziel deutscher Auswanderer, bis die Union bevorzugt wurde (1820).
Zu den mongolenartigen Völkern gehören in Nordrußland die
Finnen mit hoher Kultur, Lappen und Samojeden, in den südrussischen
Steppenländern die Nomadenvölker der Kirgisen, Tataren und
Kalmücken. Unter den sö. Steppenvölkern ist der Moh ammed anismus
verbreitet, unter den mongolenartigen Völkern des Nordens noch vereinzeltes
Heidentum anzutreffen.
Rußland ist einschließlich seiner asiatischen Besitzungen das zweitgrößte
Land der Erde und hat vor dem britischen Weltreiche, dem es an räumlicher
Größe etwas nachsteht, die Geschlossenheit des Besitzes voraus. Freilich fehlt
ihm ein offener, eisfreier Zugang zum Ozean, so daß man es nicht selten
mit einem gefesselten Riesen verglichen hat. Die gewaltige Ausdehnung
seiner dünn bewohnten Fläche, die in Kriegszeiten ein günstiges Verteidigungs-
mittel darstellt (Napoleon I.), ist eine der Hauptursachen dafür, daß das
heutige Rußland bei weitem noch nicht die gleichmäßige wirtschaftliche und
kulturliche Höhe der westeuropäischen Reiche erlangt hat. Der Masse des
russischen Volkes fehlt jede Bildung. Unerträgliche Steuerlasten und ein be-
stechliches Beamtentum halten den Fortschritt auf. So kommt es, daß Ruß-
lands natürlichster Reichtum, sein fruchtbarer Boden, dem Raubbau unterliegt,
Mißernten und furchtbare Hungersnöte keine Seltenheit sind und die Ertrags-
fähigkeit auch des Schwarzerdegebiets langsam abnimmt. Trotzdem beruht
Rußlands weltwirtschaftliche Bedeutung auf seinem Getreidebau. Auf
Rußland kommt in guten Jahren mehr als 1j3 der ganzen europäischen
Getreideernte, und das Getreide nimmt fast die Hälfte der russischen Ausfuhr
ein. Unbedeutender ist die Viehzucht, die nur in der südrussischen Steppe
eine gewisse Rolle spielt und als Renntierzucht das Leben in der
nördlichen Tundra möglich macht. Neben Schweden ist Rußland das wald-
reich st e Land Europas; die bedeutungsvolle Jagd auf Pelztiere und die
erhebliche Holzausfuhr hängen damit zusammen. An die wasserreichen Flüsse
und Küstengewässer knüpft sich ein ergiebiger Fischfang; der Kaviar ist
ein geschätzter Ausfuhrartikel.
Der Mineralreichtum des europäischen Rußlands ist geringer, als
man vielfach glaubt. Nur der Ural liefert neben Platina das meiste Gold
in Europa; die Haupterzlagerstätten liegen auf dem asiatischen Abhang des
Gebirges. Auch die Petroleumquellen am Kaukasus gehören zu Asieu. Die
Kohlen sind geringwertig, nur die polnischen an der oberschlesischen Grenze
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
26 Nordwesteuropa.
Gebiet entfalten. Ihr Kohlenreichtum ist der Hauptträger der nordfranzösischen
Industrie.
Die Nordostgrenze Frankreichs ist wenig geschlossen. Daher haben sich
hier zu allen Zeiten vielseitige Wechselbeziehungen zwischen Frankreich und
Deutschland entwickelt. Hier war auch stets die Hauptangriffslinie bei
kriegerischen Unternehmungen beider Nachbarn gegeneinander. Beweise das aus
der Geschichte! Starke Festungen schützen auf beiden Seiten die offene Grenze.
Das französische Tiefland umsäumt in breiteren oder schmäleren Flüchen
das Gebiet des Zentralplateaus nach dem Meere hin und ist eine wellen-
förmige Ebene nni ichlauchartig mündenden Flüssen.
Der äußerste Norden erinnert mir seinem Wiesenreichtum, seinen
zahlreichen Kanälen, der Art des Bodenanbaus und der dichten Bevölkerung
ganz an niederländisch-belgische Verhältnisse. Den Ubergang zum mittleren
Frankreich bildet das Seinelitcken. In zahlreichen Windungen, verstärkt durch
die Gewässer von Aube und Marne, schlängelt sich die Seine dem Meere
zu. — W. von der unteren Seine bis zum Ozean ziehen sich die Hügel- und
Bergzüge der Normandie und Bretagne hin, die mit ihren Felsenbildungen,
romantischen Tälern und rauschenden Flüßchen stellenweise einen gebirgs-
ähnlichen Eindruck machen.
Das Flußgebiet der Loire, „die Mitte, das Herz, der Garten Frankreichs"
genannt, ist von bedeutender Fruchtbarkeit. Die Loire, durch den Allier
verstärkt, erreicht bei Orleans ihren nördlichsten Punkr, wendet sich nach 'Vt.
und ergießt sich in versandeter Schlauchmündung ins Meer.
Das Becken der Garonne schiebt sich zwischen die Pyrenäen und den
Südflügel des Zentralplateaus und steht durch einen schmalen Tieflandsarm.
der von dem Kanal du Midi durchschnitten wird, auch mit der Mittel-
meerküfte in Verbindung Beschreibe den Laus der Garonne! Das Hügelland
um die mittlere und. untere Garonne ist ein fruchtbares Weinland. Daaegen
ziehen sich cm der Meeresküste, s. von der Gironde, bis zu den Pyrenäen die
sandigen Heide- und Dünenstrecken der Landes hin, teils mit Wald bedeckt,
teils einsames Weideland, welches der Schäfer auf hohen Stelzen durchmißt.
Der Fluß Adour begrenzt im 8. dieses Heidegebiet.
Das Klima Frankreichs ist entsprechend der sw. Lage des Landes
milder als in Deutschland. Selbst der Januar sinkt im Mittel nicht unter
den Frostpunkt (daher nur Kaminheizung). Die größten Unterschiede finden
sich im 8. Während in den Alpen und den Pyrenäen ein langer Winter
mit einem regnerischen Sommer wechselt, haben die Ebenen in der Provence,
Languedoc und Gascogne Mittelmeerklima mit kurzen, beinahe frost-
freien Wintern, heißen, durch Seewinde gekühlten Sommern und langen,
milden Herbsten. Oliven- und Feigenkultur wird in ausgedehntem Maß
getrieben. Im übrigen Frankreich kommt — mit Ausnahme einzelner
Striche im N. und auf den rauheren Höhen — allerorten der Wein gut
fort. Die Weingrenze zieht sich von der Loiremündung zur Oise, einem
Nebenfluß der Seine hin. Die wichtigsten Weinländer sind Burgund,
die Champagne und die Gegend von Bordeaux. Die Obstkultur und der
Anbau von Weizen sind hochentwickelt.
2. Die Bewohner sind, abgesehen von einigen größeren Volksresten,
den Kelten in der Bretagne und den Basken in den Pyrenäen,
romanischer Abstammung, Abkömmlinge der alten Gallier, vermischt
mit römischen und germanischen Elementen. Die französische Nation hat von
den Galliern das Wesen, von den Römern die Sprache geerbt. Der
Franzose zeigt ein leichtes, bewegliches Wesen, verbunden mit Anstelligkeit,
Kunstfertigkeit und Geschmack, ist formgewandt in Sprache und Benehmen,
-sparsam und fleißig, huldigt indes gern dem äußeren Schein. Nächst den
Südeuropäern sind die Franzosen die am längsten kultivierte Nation
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordwesteuropa Frankreichs Frankreich Deutschland Frankreich Bretagne Frankreichs Deutschland Languedoc Frankreich Burgund Bordeaux Bretagne
Asien. 89
an landschaftlichen Effekten. Ter klimatische Gegensatz zwischen N. und S.
kommt auch in der Pflanzendecke deutlich zum Ausdruck. Jeso und das nörd-
liche Hondo besitzen Nadel- und sommergrüne Laubbäume mit Buchen, Ahornen,
Eschen und Nußbäumen als Charakterpflanzen; im S. finden wir Palmen
und andere tropische und subtropische Pflanzen.
2. Die Bewohner. Die Japaner gehören zu den mongolenartigen
Völkern. Zweierlei Typen lassen sich deutlich voneinander unterscheiden.
Der vornehmere ist schlanker, feiner und Heller als der die niederen Volks-
schichten charakterisierende untersetzte, gröbere und dunklere Typus, der seiner-
seits vielleicht auf eine starke Vermischung mit einer früheren Urbevölkerung
zurückzuführen ist. Wahrscheinlich verdrängten die Japaner bei ihrer Ein-
Wanderung von N. und Nw. her die stark behaarten, kupferbraunen Ainos,
die sich jetzt nur noch auf Jeso, dem s. Sachalin und den Kurilen befinden.
Tie alte Religion, die sich jetzt vorzugsweise nur noch bei den Vor-
nehmen findet, ist der Sintoknltus, eine Art Ahnenverehrung mit einer
umfangreichen Pflichtenlehre. Die große Volksmasse bekennt sich zum Buddhis-
mus. Auch die Lehre des Konfuzius hat Anhänger. Das Christen-
tum macht nur langsame Fortschritte. —
Unter den Hauptnahrungsquellen steht die Bodenkultur immer
noch an erster Stelle. Selbst steile Bergabhänge werden durch mühsame
Terrassenanlagen zu Erträgen gezwungen, künstliche Düngemittel und Be-
Wässerungsanlagen angewandt. Von der landwirtschaftlich ausgenutzten Fläche
dient mehr als die Hälfte dem Reisbau, dann folgen Tee- und für die
Seidengewinnung Maulbeerpflanzungen; in weitem Abstände kommen dann
erst Gerste, Hirse, Buchweizen, Weizen, Bataten, Mais und Baumwolle. Von
großer Wichtigkeit für die Volksernährnng ist der Anbau der Sojabohne,
und für die Bedürfnisse der Industrie geben Talgbanm im S. und Lack-
bäum im N. weiten Flächen ihr landschaftliches Gepräge. — Eine unterge-
ordnete Rolle spielt die Viehzucht. Pferde und Rinder werden noch am
meisten gehalten, Schweine nur in der Nähe der großen Städte, und Schafen
sagt das feuchte Klima Japans nicht zu. Dagegen steht die Fischerei auf
hoher Stufe. Auf Jeso leben 70 °/0 der Bevölkerung von ihr. — Von un-
geahnter Bedeutung sind japanische Großindustrie und Großhandel
geworden. Von jeher haben die Japaner Großes geleistet in gewissen
Zweigen des Kunstgewerbes. Die japanischen Lackerzeugnisse zeichnen
sich durch große Härte, hohen Glanz und Widerstandsfähigkeit aus. In der
Töpferei und Porzellanindustrie erzeugt japanischer Geschmack Vollendetes in
Form und Farbe. Sehr alt ist die Waffenindustrie. In der Papierfabrikation
schlagen japanische Bast-, Leder- und Ölpapiere sogar die europäische Kon-
kurrenz aus dem Felde. Auch in der Herstellung gewisser Kunstflechtereien
und -schnitzereien sind japanische Erzeugnisse unübertroffen. Auch die Textil-
ind ustrie war schon vor dem Eindringen der Europäer entwickelt (Hauptsitz
Kioto); sie hat aber unter europäischem Einfluß eine durchgreifende Um-
wälzung erfahren. Die Herstellung von ausgezeichneten Seidenstoffen hat sich
wesentlich gesteigert, und die Baumwollindustrie hat festen Fuß gefaßt, so daß
alljährlich trotz des nennenswerten eigenen Anbaus große Mengen von Roh-
baumwolle eingeführt werden müssen. Der Holzreichtum erlaubt eine lebhafte
Zündhölzerausfuhr, der Anbau von Tabak Zigarettenfabrikation. Die Schiffs-
bauindustrie hebt sich von Jahr zu Jahr.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Jeso
Extrahierte Ortsnamen: Asien Sachalin Japans Kioto
16 Südeuropa.
Moh ammedaner, fast alle übrigen Bewohner aber griechisch-ortl,od vre
Christen.
Unter den Nahrungsquellen ist in erster Linie die Landwirt-
schaft zu nennen. Freilich ist sie trotz des fruchtbaren Bodens und günstigen
Klimas infolge der langen Türkenwirtschaft arg vernachlässigt. Von Be-
deutung für die Ausfuhr ist der Wein- und der Oliven bau in Griechen-
land, die Rosenzucht im Maritzatal, der Anbau von vorzüglichem
„türkischem" Tabak, der Getreidebau in Bulgarien und die Pflaumen-
zucht in Bosnien und Serbien. Ausgedehnt ist die Schafzucht (das Fleisch
der Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel) und in Bosnien und Serbien,
begünstigt durch die großen Elchenwaldungen, die Schweinezucht. Die
Ziege ist in Griechenland das wichtigste Haustier. — Die Erzeugnisse
des Gewerbfleißes sind unbedeutend, abgesehen von der Teppich-
Weberei. Seidenzucht und an den Küsten Griechenlands die Schwamm-
fifcherei zählen zu den wichtigsten Erwerbsquellen. Den Binnenhandel
fördern die Bahnen zwischen Belgrad-Konstantinopel (Orientbahn) und
Belgrad-Saloniki. Der Seehandel liegt darnieder. Fortschritte knüpfen
sich erst an die unmittelbare Gegenwart.
Vor allen andern Ländern Europas war die Halbinsel ihrer Lage ge-
maß am meisten den Einwirkungen des Orients ausgesetzt. Hier nahm die
europäische Kultur, angeregt von der des Morgenlandes, ihren Ausgang. Bald
übertrafen die Hellenen an Ge-
dankenklarheit und edlerem Ge-
schmack für Bau und Bildwerke
die Morgenländer. Todesmutig
wurde von den Griechen die junge
europäische Gesittung gegen den
Ansturm der Perser verteidigt. So
blühten Kunst und Wissenschast
im Altertum in Griechenland
empor. Alte Baudenkmäler geben
noch heute Kunde von der Höhe
altgriechischer Kunst.—Im Mittel-
alter erlag die Halbinsel, der
morsche Rest des Oströmischen
Reichs, dem Ansturm der Türken,
die >453 Konstantinopel eroberten,
in den folgenden Jahrhunderten
tiefnach Mitteleuropa vordrangen
und fast ganz Ungarn, Rumänien
und die Länder n. vom Schwarzen
Meer unterwarsen. Im 17. Jahr-
hundert bereits begannen die Verluste, die sich bis in die neueste Zeit derart
fortgesetzt haben, daß von dem einstmaligen großen Türkenreiche in Europa
nur noch wenig übrig geblieben ist.
Staaten und Trtskundc.
I. Die europäische Türkei (= '/2 Preußen, reichlich 6 Mill. E., 30 auf 1 qkm) ist
in seiner heutigen Gestalt ein Trümmerstaat, ohne natürliche Grenzen und
ohne einen innigen wirtschaftlichen Zusammenhang seiner Teile, in denen eine
buntgemischte Bevölkerung sich gegenseitig befehdet. Die Kultur ist wemg
entwickelt, kaum Via des Bodens ist bebaut. Handel und Verkehr liegen dar-
nieder. Die Industrie ist gering, höchstens in der Form des Klein- und
Hausgewerbes (Teppichweberei) vertreten. Eine despotische Regierung hat
dazu in Verbindung mit einem gewissenlosen Beamtentums jeden Fortschritt
verhindert. Nur die gegenseitige Eifersucht der europäischen Staaten hielt bisher
die Glieder des Ganzen zusammen, und die Türken selbst sahen in ihrem
Konstantinopel 1:180000.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Griechen- Maritzatal Bulgarien Bosnien Serbien Bosnien Serbien Griechenland Griechenlands Europas Griechenland Konstantinopel Mitteleuropa Ungarn Europa Konstantinopel
58 Europa.
genannt. Es sind deren 6: Deutsches Reich, Frankreich, Groß-
britannien, Österreich-Ungarn, Rußland und Italien. Die
übrigen sind Staaten 2. oder 3. Ranges oder Kleinstaaten. Die kleinsten
Staaten sind Liechtenstein, San Marino und Monaco.
7. Weltstellung. Obwohl nächst Australien der kleinste Erdteil, nimmt
Europa doch bei seinen günstigen Naturverhältnissen hinsichtlich der Kultur
seiner Bewohner die 1. Stelle ein. Zwar ist der dichtbevölkerte Erdteil heute
nicht imstande, seine Bevölkerung durch eigene Erzeugnisse des Bodenbaus
und der Viehzucht allein zu ernähren; zwar haben auch manche Länder
anderer Erdteile, vor allem die Union, einen überraschenden Aufschwung in
ihren Kulturverhältnissen gezeigt: allein an geistiger Entwicklung, gewerblichen
Erzeugnissen und kriegerischer Tüchtigkeit steht Europa voran. Europa
und die Kolonien der Europäer umfassen die Hälfte alles
festen Landes mit über der Hälfte aller Bewohner der Erde.
Die Sprachen der europäischen Kolonialmächte beherrschen
den Erdball und sind zu Weltsprachen geworden. Der Geld-
wert des europäischen Außenhandels, d. h. Ein- und Ausfuhr
aller seiner Länder zusammengenommen, beträgt über 2/3
des gesamten Welthandels. Europa ist der Hauptträger der
Weltgeschichte und der Mittelpunkt des Weltverkehrs, und
die europäische Kultur hat begonnen, sich zur Weltkultur zu
entwickeln.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Italien Liechtenstein San_Marino Monaco Europa Europa Europa Europa
Die Britischen Inseln.
33
ins Land ein und eroberten das s. Britannien. Die keltischen Bewohner
zogen sich in die w. oder n. Gebirgsländer zurück oder wanderten nach der
Bretagne aus. Im 11. Jahrhundert wurde das Angelnland oder
England von den französisch redenden Normannen erobert. Nun ent-
stand durch Vermischung dieser beiden Volksstämme das englische Volk und
die englische Sprache, die sich heute über die ganze Erde verbreitet hat und
von mehr als 100 Mill. Menschen gesprochen wird. Das Germanentum ist
bei den Engländern und Niederschotten in Wesen und Sprache so überwiegend,
daß man sie zu den germanischen Völkern zählt. Reste der alten
keltischen Bevölkerung sind die Bewohner von Wales, die Berg-
schotten und die Iren, im ganzen nur ein kleiner Teil der Gesamt-
bevölkerung.
Fast 4/5 der Bewohner bekennen sich zur evangelischen Lehre,
und zwar herrscht in England die bischöfliche, in Schottland die
presbyterianische Landeskirche. Außerdem gibt es viele Sekten. In
Irland gehört die Bevölkerung meist der römisch-katholischen Kirche an.
Die Volksdichtigkeit ist am größten in England, das auf seinem
Boden allein 353/4 Mill. der Bewohner vereinigt. Der Unterschied in den
natürlichen Verhältnissen der einzelnen Landstriche bedingt bedeutende Ab-
weichungen in der Lebensweise und der Beschäftigung der Bevölkerung, womit
die D i ch t e derselben wiederum aufs engste zusammenhängt. In den Industrie-
gebieten von Liverpool und Manchester kommen ca. 1000 Leute auf 1 qkm,
in einzelnen Teilen von Hochschottland nur 5—10. 77 °/0 aller Bewohner
des Jnselreiches leben in Städten. Mit seinen 39 Großstädten steht aber
England hinter Deutschland zurück, das 50 Großstädte besitzt. Die Aus-
Wanderung ist sehr beträchtlich.*)
Die Art der Nahrungsquellen hat im Laufe der Zeit einen be-
deutenden Umschwung erfahren. Das ganze Mittelalter hindurch nahm der
Ackerbau die erste Stelle ein. Damals lagen die Britischen Inseln am
äußersten Rande des bekannten „Erdkreises". Auch heute steht die englische
Landwirtschaft in den englischen Ebenen und Hügelländern auf sehr
hoher Stufe und wird durch Anwendung von Drainage, Berieselung, künst-
licher Düngung, Tiefkultur und Verwertung landwirtschaftlicher Maschinen
immer mehr gesteigert. Trotzdem kann der Ackerbau den einheimischen Bedarf
bei weitem nicht mehr decken.**) Berühmt ist die englische Vieh- und
Pferdezucht. Vorzügliches - wird auch in der englischen Schaf- und
Schweinezucht geleistet. Doch kann auch die Viehzucht die einheimischen Be-
dürfnifse nicht befriedigen. Namentlich reicht auch die in großer Menge er-
zeugte Schafwolle für den ungeheuren Bedarf der englischen Industrie nicht
aus. Auch die Hochseefischerei auf Heringe, Kabeljaus und Wale und
der Austernfang sind nennenswerte Nahrungszweige. Doch alle diese
Erwerbsquellen verschwinden hinsichtlich ihrer Bedeutung
vor dem Welthandel und der Großindustrie.
Die Engländer sind das erste Seehandelsvolk der Erde.
Der Tonnengehalt der englischen Handelsflotte ist fast so groß wie derjenige
*) 1892: 321397, 1896: 241912, 1900: 300000 Personen.
**) Der jährliche Wert der Getreide- und Mehleinfuhr beträat über
1100 Mill. Mk.
Tromnau-Schöne, Erdkunde für Mittelschulen. Ii.
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Extrahierte Ortsnamen: Britannien England Wales England Schottland Irland England Liverpool Hochschottland Deutschland
'74 Die fremden Erdteile.
In 8. liegt die Insel Ceylon, vom Festlande durch die seichte, an
Korallenbauten reiche Palkstraße (-pök) getrennt. Sie ist reich an tropischen
Erzeugnissen aller Art und gehört zu den best bebauten Kolonial-
ländern der Erde, in dem insbesondere die Teeanpflanzungen
eine großartige Ausdehnung erlangt haben. — Ceylon ist die Heimat des
Zimtbaumes und führt Tee, Kokosnüsse und Chinarinde aus.
Die Bewohner sind zum weitaus größten Teil Hindu, die den
östlichsten Zweig der Mittelländischen Rasse bilden. Sie verdrängten einst
die dunkelfarbigen Drävida, die als Ureinwohner des Landes anzusehen
sind und mehr oder weniger mit den Hindu vermischt heute noch in Dekan
und Ceylon leben. Die Hindu bilden nach den Chinesen das zahlreichste
aller Völker der Erde. Ihre uralte Religion ist die br ah manische, so
genannt nach Brahma, dem höchsten Gott der Gottdreiheit. Die heiligen
Bücher wurden bereits vor 3000 Jahren in der alten Sanskritsprache
verfaßt. Der Hindu glaubt an die Seelenwanderung und verehrt manche
Tiere als heilig. Die Tempel, Pagoden, sind oft schwerfällige Steinkolosse,
im Innern aber aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die
Höhlentempel um Bombay. — Der Hindu gilt als sanft und harmlos, neigt
zu beschaulichen Betrachtungen, ist in allerlei Handfertigkeiten sehr geschickt,
bewundernswert als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber
auch entnervt und verweichlicht. Die gesellschaftlichen Verhältnisse leiden
unter dem uralten Kastenwesen, das insonderheit auch der Ausbreitung des
Christentums sehr hinderlich ist; die moderne Arbeitsteilung hat indessen das
Kastenwesen etwas durchbrochen.
Das Wunderland Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer
und Kaufleute an. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr
Einfluß in Indien, und heute besitzen sie fast ganz Norderindien als Indisches
Kaiserreich. Nur 100000 Briten leben im Lande als Beamte, Kauf-
leute und Soldaten. — Die Engländer haben Anbau. Gewerbesleiß und Ver-
kehr so sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr
auf Indien kommt. Indien ist das erste Rohrzuckerland der Erde, es
führt am meisten Tee und Reis aus, es ist das zweite Baumwollen-
land der Erde. Auch Jute und Opium werden ausgeführt. Ter inländische
Verkehr wird durch ein großartiges Eisenbahnnetz gefördert.
Der d eutfch-indisch e Handel*) ist fehr lebhaft- er umfaßt '/z des
gesamten indischen Außenhandels und steht an der 3. Stelle. Das Deutsche
Reich bekommt aus Indien vor allem Baumwolle, Jute, Reis und Ölfrüchte
sowie Rindshäute. Es führt aus Textil-, Eisen- und chemische Waren
«' Teerfarbstoffe).
Vorderindien besitzt bei feiner großen Bevölkerungsanhäufung zahlreiche
Großstädte. • Kalkutta. Hst. und Sitz des Vizeköntgs, wichtigster Hasen
Indiens mit dem dichtbevölkerten Hindostan als Hinterland, daher trotz un-
gesunder Lage das „indische London"; über ihn bewegt sich '/».des gesamten
indischen Außenhandels. — Benares, am Ganges, das „indische Rom"
mit seinen vielen Pagoden, seinen Pilgern; der Sitz brahmanischer Ge-
lehrfamkeit. — Delhi, an? einst die glänzendste Hst. des Großmoguls**),
heute nur ein Schatten früherer Größe — Hlahore, blühende Handelsstadt
im Fünfstromland, an der Straße nach dem Kabultal. — Im Xxv.-Gebiet
des Himalaja das herrliche, fruchtbare Hochgebirgstal Kaschmir (Kaschmir-
Schals). — Peschawar (peschaur), starke Festung am wichtigsten Zugange
Indiens (Khaiberpaß; vergl. S. 72). — • Madras, wichtigster Hafen an
*) Einschließlich desjenigen mit Hinterindien; die statistischen Erhebungen
fassen den Handel von „Britisch-Ostindien" zusammen.
**) Ein mongolischer Fremdherrscher.
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